Die Legende des Ursprungs von Acid ist in Stein gemeisselt wie bei keinem anderen Genre: Drei Jungs aus Chicago spielen an einem Bass-Synthesizer herum, ohne zunächst die Gebrauchsanweisung zu lesen. Quäkende Sounds quellen aus dem kleinen silbernen Kasten, ein Aha-Moment! Das klingt schräg und anders – einfach geil! Man findet zuerst eine lokale Produzentengrösse und später auch einen DJ, der das erste, elfminütige Stück des Trios auf Kassette zugespielt bekommt und gleich in sein nächstes Set im wichtigsten Club der Stadt einfliessen lässt. Zuerst spielt er den Floor leer. Also legt er ihn später noch mal auf und hält damit immerhin ein paar Leute auf der Tanzfläche. Und dann noch ein drittes Mal. Und ein viertes Mal, gegen vier Uhr morgens, als die Drogen ihre Wirkung entfaltet haben und damit auch die Party ihren Höhepunkt erreicht kommt es zu wilden Szenen. Menschen rollen auf dem Boden, springen durcheinander und schreien – Acid ist geboren.
Die drei Jungs sind auch als DJ Pierre, Spanky und Herb Jackson bekannt und gaben sich als Gruppe den Titel Phuture. Der Name der Produzentenlegende lautet Marshall Jefferson, der DJ hiess Ron Hardy und der Club natürlich Music Box. Der Synthesizer, der ursprünglich als Ergänzung zu Rolands TR-606 geplant war, ging als TB-303 in die Geschichte ein – und das, obwohl die Firma die Produktion einstellte, nachdem nur 20.000 Exemplare über die Ladentheke gegangen waren. Acid war ein unwahrscheinlicher Unfall, der die Musikwelt für immer verändern sollte.
Nicht nur in Chicago, auch in Grossbritannien kommt der neue Sound an. In Clubs wie Shoom und Trip in London findet Acid einen idealen Nährboden, eine unbändige Aufbruchstimmung macht sich breit. Der sogenannte Second Summer of Love bricht an und scheint ein paar Jahre anzuhalten. Aus Manchester wird Madchester und in Berlin dröhnen während der ersten Loveparade 303-Sounds durch die Strassen – Acid wird zum Soundtrack einer ganzen Generation.
Quelle: dj-lab